Sooo, nach ein paar Tagen Sendepause melde ich mich mal wieder :)
Uwe und ich haben gestern unseren ersten Great Walk beendet - eine unglaubliche Erfahrung!
Als wir am Mittwoch die letzten Vorbereitungen getroffen haben (das bestand vor allem darin, Proviant für die kommenden Tage zu besorgen) wussten wir noch nicht, was für unglaubliche Landschaften da auf uns zukommen sollten. Aber zurück auf Anfang:
In ganz Neuseeland gibt es 9 sogenannte Great Walks - mehrtägige Wanderungen, die vom Departement of Conservation (kurz: doc, zuständig für Naturschutz bzw. Erhaltung der National Parks) angeboten werden. Es gibt wohl kaum eine bessere Gelegenheit, der Natur näher zu kommen, da die Wanderungen immer durch die abgelegenen Gebiete der National Parks führen. Abschnittsweise gibt es Hütten oder Campingplätze, auf denen man die Nacht verbringen kann und Komposttoiletten findet, ansonsten ist man auf sich allein gestellt. Für ausreichend Essen, Kleidung und Campingausrüstung (wenn man zeltet so wie wir) muss man selbst sorgen, seine Trinkwasservorräte kann man an Regenwassertanks bzw. Flüssen wieder auffüllen (wir hatten immer 3 Liter bei uns). Es kam also einiges an Gepäck zusammen :)
Wir hatten uns für den Tongariro Northern Circuit entschieden, ein Track der zwischen den aktiven Vulkanen des Tongariro National Parks hindurch führt. Keiner von uns war jemals in aktivem Vulkangebiet wandern (letzter Ausbruch eines Kraters war 2012), deshalb stand die Entscheidung schnell fest - auch wenn dieser Walk zugleich der schwierigste unter den Great Walks sein sollte (laut doc), da er Großteils aus unpreparierten Wegen bestand. Ich versuch jetzt einfach mal, den Walk in Abschnitte zu unterteilen, damit ihr wisst was so abging (ich hoffe ihr habt ein bisschen Zeit mitgebracht ;)
Vorbereitung: Lange haben wir uns Listen gemacht, was man so mitnehmen sollte, zumal der Walk sehr hoch lag und wir mit rapidem Wetterwechsel rechnen mussten. Im Endeffekt waren es dann ein paar Klamottensätze für gutes und schlechtes Wetter (letzteres blieb uns zum Glück erspart) sowie Decken für die Arschkalten (und staubigen, siehe später) Nächte. Dazu kam Campingausrüstung (schwer!) und Essen: vor allem instant Nudeln und Müsli, weil das nicht viel wiegt, kaum Müll macht und das Wasser für die Zubereitung hat man ja eh dabei. Dazu ein paar Äpfel und etwas Käse haben wir uns auch noch gegönnt.
Tag 1: Noch ein letztes mal gut frühstücken, dann ging's los. Mit dem Auto fuhren wir nach Whakapapa, Start und zugleich Ziel unserer Wanderung, und von da an ging's zu Fuß weiter. Nach einem einstündigen, mehr oder eher weniger freiwilligen Umweg, auf dem wir die schönen Taranaki Falls gesehen haben, kamen wir dann auch am richtigen Wanderpfad an ;D Von da ab sind wir noch knappe 3 Stunden durch alte Flussbetten gelaufen, mit gutem Blick auf Mt Ngaruhoe (Vulkan), bevor wir an der Mangatepopo Campsite ankamen - unser erster Stopp.
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Taranaki Falls |
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Mangatepopo Hut |
Tag 2: Am zweiten Tag sind wir früh los, weil wir wussten dass das der längste und anstrengendste Tag werden wird (und wir hatten so Recht!). Erstmal ging's steil bergauf, an den Soda Springs vorbei auf den Sattel zwischen Mt Tangariro und Mt Ngaruhoe. Von dort aus war es möglich, einen kleinen 3 Stunden side-trip zum Gipfel des knapp 2300m hohen Mt Ngaruhoe zu unternehmen. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und auf ging's! Zu spät haben wir dann allerdings gemerkt dass es keinen wirklichen Wanderweg nach oben gibt, nur steile Berghänge voller Geröll und losen Lavasteinen. Kein Wunder also, dass wir so ziemlich die einzigen Verrückten waren, die da mit ihren 15 Kilo Rucksäcken samt Campingausrüstung hochgekraxelt sind (viele die uns entgegen gekommen sind haben uns viel Glück gewünscht mit unseren Rucksäcken und wir wurden auch gefragt, ob wir wohl vorhaben da oben zu campen). Oben wurden wir dann mit einer atemberaubenden Aussicht, einem dampfenden Krater sowie instant Nudelsuppe belohnt. Der Abstieg wiederum war nicht so erfreulich - steile Geröllhänge mit Rucksack runterschlittern, dabei stets hoffend, vom Hintermann keinen losgetretenen Stein an den Kopf zu bekommen... Da waren wir heilfroh, wieder unten zu sein, wo wir nur noch knappe dreieinhalb Stunden Weg vor uns hatten: vorbei am eindrucksvollen Red Crater, den hellblauen Emerald Lakes, gelben Schwefelablagerungen sowie dampfenden Berghängen und durch Täler mit bizarren Gesteinsformationen aus getrockneter Lava. Groß war die Erleichterung, als wir am Abend das zweite Camp erreichten.
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Mt Ngaruhoe |
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Auf dem Gipfel (mit GoPro) |
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Red Crater |
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Emerald Lakes |
Tag 3: Tag 3 fing schon mal gut an - nämlich mit einer Ladung Staub im Mund! In der Nacht hatte es stark gewindet und der Staub der kargen Landschaft war überall im Zelt verteilt. Nachdem wir also unsere Sachen ausgeklopft und die übliche Portion Müsli mit Wasser zu uns genommen hatten nahmen wir die vorletzte Etappe in Angriff - eine recht einfache und erholsame zugegeben. Nur drei Stunden (vor allem über vegetationsarme Kiesböden, gegen Ende aber auch durch Wälder) waren wir unterwegs, bis wir unser nächstes Camp erreichten, das auch das schönste von allen war: mit einem kleinen Wäldchen um uns herum und einem klaren Bach direkt daneben. Hier konnten wir uns einen ganzen Nachmittag erholen (bzw fünf mal in Folge beim Kniffel verlieren^^) und auf den nächsten und zugleich letzten Tag des Walks vorbereiten.
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Böses Erwachen |
Tag 4: Am letzten Tag lag streckenmäßig das längste Stück vor uns, das jedoch größtenteils eben war, sodass wir nur gute 5 Stunden gebraucht haben. Ein kleiner Abstecher führte zur verlassenen Waihohonu Hütte, die 1904 für den Skisport gebaut wurde. Im inneren hatten sich seit über einem Jahrhundert Hüttenbesucher mit Schnitzereien im Holz verewigt - da durften unsere Namen natürlich auch nicht fehlen! Vorbei an den Tama Lakes, zwei schön anzuschauende Kraterseen ging es dann zurück nach Whakapapa. Noch am selben Tag sind wir über den forgotten World Highway nach New Plymouth gefahren. Gutes Essen und eine Dusche gab's jedoch erst einen Tag später, weil wir keinen günstigen Campingplatz gefunden haben :/
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Wer findet uns? |
Das wars dann erstmal wieder von mir, genug geschrieben :) kann abschließend sagen dass dieser Great Walk eine unglaubliche Erfahrung für mich war. Selten zuvor hab ich mich der Natur so nahe und so frei gefühlt!
Weiter geht's dann Richtung Wellington, eine Stadt auf die ich mich schon sehr freue. Macht's gut und bis dann!